Fahrradschlösser-Kaufberatung
So wählen Sie das richtige Produkt

  • Das Wichtigste in Kürze
  • Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden allein im Jahre 2016 in Deutschland mehr als 330.000 Fahrrad-Schwerdiebstähle gemeldet.
  • Vor allem in Großstädten ist der Kauf eines Fahrradschlosses eine unentbehrliche Investition.
  • Unter den verschiedenen Arten von Fahrradschlössern sind vor allem Kabel- und Kettenschlösser sehr verbreitet.
  • Bei einem Kettenschloss ist das Schließsystem sehr wichtig. Einige Schlösser kann der Fahrradbesitzer inzwischen per Smartphone fernsteuern.
  • Beim Kauf eines Fahrradschlosses ist auf seine Sicherheitsstufe zu achten. Die VdS-Zertifizierung informiert Interessenten über die Schutzleistung des jeweiligen Modells.

Achtung, Fahrraddiebe!

Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden allein im Jahre 2016 mehr als 300.000 Fahrräder bundesweit gestohlen (schwere Diebstähle), mit einem Zuwachs von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Einmal geklaut, werden die Fahrräder leider nur sehr selten wiedergefunden. Lediglich in 10 Prozent der registrierten Fälle erhält der Besitzer das entwendete Fahrrad zurück. Nicht nur in großen Metropolen wie Berlin oder Hamburg, sondern auch in kleineren Städten wie Magdeburg oder Leipzig benötigt der Fahrradfahrer ein wirksames Schloss für den Schutz seines Rads.

Ein widerstandfähiges Fahrradschloss, an dem ein Fahrraddieb verzweifelt, ermöglicht es dem Besitzer, sein Fahrrad auch längere Zeit ohne Sorge in der Öffentlichkeit stehenzulassen. Für alle, die regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist der Kauf eines zuverlässigen Fahrradschlosses daher eine unumgängliche Investition.

Die verschiedenen Arten von Fahrradschlössern

Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass selbst das widerstandfähigste Fahrradschloss aufgebrochen werden kann. An einem Stahlzaun oder einem Lichtmast fest angekettet, nimmt der Aufbruch eines robusten Fahrradschlosses jedoch mitunter einige Minuten in Anspruch. Selbst professionelle Diebe müssen daher befürchten, auf frischer Tat ertappt zu werden.

Vor allem in anrüchigen Stadtvierteln, in denen viele Kriminelle unterwegs sind, ist ein hochwertiges Fahrradschloss ein absolutes Muss.

Wie viel sollte das richtige Fahrradschloss kosten?
Die Preisempfehlung bei einem Fahrradschloss hängt unter anderem von dem Preis des Fahrrads ab. Die meisten Fahrradhersteller empfehlen etwa 10 Prozent des Wertes des Fahrrads in ein Schloss zu investieren.

Anhand der verwendeten Baumaterialien und deren Verarbeitung unterscheiden Sicherheitsexperten insgesamt zwischen vier Arten von Fahrradschlössern:

  • Kettenschlösser mit Metallkette
  • Kabelschlösser mit Stahldrähten
  • Bügelschlösser mit rundem Metallbügel
  • Faltschlösser mit zusammenklappbaren Metallstäben.

Wir haben uns diese vier Arten genauer angeschaut. Im folgenden Abschnitt erläutern wir die jeweiligen Vor- und Nachteile:

Kettenschlösser

Kettenschlösser sind zweifellos die am häufigsten genutzte Schlossart. Kettenschlösser bestehen aus einer Stahlkette, die normalerweise durch Nylon oder Plastik zum Schutz vor Rost ummantelt ist. Die Schlossart zeichnet sich vor allem durch ihre hohe Flexibilität aus. Die Kettengliedstruktur erlaubt es dem Nutzer, sein Fahrrad auch an unbequemen Orten anzuschließen. Gemessen an den Konkurrenzprodukten fallen die Anschaffungskosten zudem niedriger aus. Hochwertige Kettenschloss-Modelle aus gehärtetem Stahl sind bereits ab 20 Euro erhältlich.

Kettenschlösser haben allerdings auch ein schwerwiegendes Manko: Sie wiegen mehr als ihre Gegenstücke aus den anderen Kategorien. Hochwertige Modelle mit einem Durchmesser zwischen 1,0 und 1,5 Zentimetern können auch bis zu zwei Kilogramm wiegen, sodass die Handhabung und der Transport eines Kettenschlosses mitunter umständlich ausfällt.

Das für Kettenschlösser typische massive und robuste Aussehen kann außerdem bezüglich ihrer Belastbarkeit falsche Eindrücke erwecken. Selbst die robusteste Kette bietet in der Regel einen niedrigeren Schutz als mittelklassige Bügel- oder Faltschlösser. Der Einsatz dieser Modelle ist deshalb lediglich für Gebiete empfehlenswert, die eine geringe Diebstahlrate aufweisen.

ProKontra
Niedriger PreisHohes Gewicht
Hohe Flexibilität durch KettengliedstrukturUmständlicher Transport
Nur für Orte mit niedriger Kriminalitätsrate empfohlen

Kabelschlösser

Vor allem für Nutzer, die sich ein flexibles und leicht benutzbares Schloss für ihr Rad wünschen, stellen Kabelschlösser eine gute Alternative zu den gängigen Fahrradketten dar. Sie bestehen aus mehreren Drahtseilen aus Stahl, die zu einem Kabel zusammengeflochten sind. Eine Hülle aus Gummi, die die Strahldrähte ummantelt, schützt zudem das Schloss vor Unwetter und Rost. Im Gegensatz zu den Kettenschlössern sind Kabelschlösser in der Regel sehr leicht. Ihr Gewicht überschreitet nur selten 300 Gramm. Die ungewöhnliche Länge der Drahtseile – bei einigen Modellen beträgt sie zwei bis drei Meter – erleichtert zusätzlich die Nutzung des Schlosses.

Was den Schutz gegen Diebstahl anbelangt, ist die Leistung der Kabelschlösser insgesamt wenig überzeugend. Mithilfe eines handelsüblichen Bolzen- oder Trennschneiders lassen sich die Drahtseile ohne große Schwierigkeiten aufschneiden. Aus diesem Grund bieten Kabelschlösser lediglich für kleine Zeitfenster zufriedenstellenden Schutz. In Gebieten mit höherer Kriminalität erweist sich die Nutzung eines Kabelschlosses nur in Kombination mit einer zusätzlichen Kette als ausreichend.

ProKontra
Komfortable BedienungNiedriger Sicherheitsfaktor – nur in Kombination mit einem anderen Schloss nützlich.
Geringes Gewicht

Bügelschlösser

Wie bereits der Name verrät, sind Bügelschlösser an ihrer typischen U-Form zu erkennen. Bügelschlösser bestehen aus einem runden Metallbügel und einem Schließmechanismus. Unter den Fahrradschlössern sind Bügelschlösser aufgrund der äußerst robusten Baumaterialien besonders schwer zu knacken. Die ungewöhnliche U-Form des Schlosses zwingt außerdem den Dieb dazu, beide Seiten des Bügels zu zersägen, was doppelt so viel Aufwand und Mühe verlangt. Des Weiteren sind Bügelschlösser bequem zu tragen. Für einen komfortablen Transport kommen die meisten Modelle im Paket mit einer praktischen Halterung, die bequem an dem Fahrrad befestigt werden kann.

Neben dem hohen Preis – Bügelschlösser sind in der Regel kostspieliger als Kabel- und Kettenschlösser – liegt ein gewichtiges Manko dieser Modelle in der umständlichen Nutzung. Die kleinen Maße und die feste Form dieses Schlosses erschweren die Suche nach einem passenden Abstellplatz für das Rad. Der Bügel ist außerdem steif und kaum biegbar, was das Anketten des Fahrrades mit einem Bügelschloss an einen fest montierten Gegenstand stark beeinträchtigt.

ProKontra
Hoher SchutzfaktorHoher Preis
Leicht transportierbarKleine Maße und reduzierte Flexibilität des Bügels

Faltschlösser

Fahrradschlösser mit Faltsystem erfreuen sich unter Fahrradfahrern einer zunehmenden Beliebtheit. Diese Fahrradschlösser bestehen aus mehreren miteinander verbundenen Metallstäben und zeichnen sich durch sehr hohe Flexibilität aus. Diese innovative Struktur ermöglicht eine sehr benutzerfreundliche Handhabung des Schlosses. Nicht selten legt der Hersteller zudem eine Haltevorrichtung bei, die den Transport des Schlosses auf dem Fahrrad vereinfacht.

Aufgrund der hochwertigen Baumaterialien gehören Faltschlösser zur der obersten Preisklasse. Hochqualitative Modelle können mit 130 Euro zu Buche schlagen. Aus diesen Grund lohnt sich die Anschaffung eines zuverlässigen Faltschlosses nur bei sehr kostspieligen Rädern, die einen besonderen Schutz benötigen.

ProKontra
Flexible StrukturHoher Preis
Unkomplizierter Transport in der Tasche
Hoher Sicherheitsfaktor

Die diversen Schließarten

Neben den Materialen und dem Schlosstypus stellt die Schließart einen weiteren Aspekt dar, den Kunden vor dem Kauf eines neuen Fahrradschlosses berücksichtigen müssen. Im Allgemeinen bieten Hersteller drei verschiedene Schließtypen:

  • das klassische System mit Schlüssel,
  • das Schloss mit Zahlencode und
  • die moderne Schließung mit elektronischer Schließmechanik.

In diesem Abschnitt erklären wir, wie diese Schließmethoden funktionieren und welche Vor- sowie Nachteile sie jeweils mit sich bringen:

DIE SCHLIESSMECHANIK MIT SCHLÜSSEL

Schlossmechanismen, die einen Schlüssel erfordern, sind sehr verbreitet. Im Allgemeinen sind sie zwar verlässlich, doch ihre Widerstandsfähigkeit schwankt durchaus stark. Ist das Schloss alt, kann ein erfahrener Fahrraddieb die Mechanik in wenigen Sekunden knacken. Um den Kriminellen das Leben schwer zu machen, sind hochwertige Schösser mit einem zusätzlichen Zylinder aus Metall oder aus hartem Plastik ausgestattet, der das Schließsystem besser schützt.

DAS ZAHLENSCHLOSS

Dieses Schließsystem funktioniert mithilfe eines Zahlencodes, den der Verbraucher im Voraus nach Belieben festlegt. Mit Eingabe der richtigen Zahlenreihenfolge entsperrt der Nutzer das Schloss. Der Vorteil dieser Schließmethode liegt hauptsächlich in dem hohen Komfort – Zahlenschlösser benutzen keine Schlüssel, die oft verloren gehen oder geklaut werden, und können in wenigen Sekunden auf- und zugeschlossen werden. Ohne große Mühe kann der Nutzer den Code jederzeit verändern. Im Vergleich zu den anderen Schließarten weist diese Mechanik jedoch einige Schwächen hinsichtlich der Sicherheit auf. Lässt der Besitzer sein Fahrrad beispielsweise für einige Stunden unbeaufsichtigt stehen, hat der Dieb mehr als genug Zeit, um den Code zu knacken.

DAS ELEKTRONISCHE SCHLIESSSYSTEM

Manche Schlösser sind inzwischen mit einem elektronischen Sperrsystem ausgestattet, das an der Kette angebracht wird. Mithilfe einer App schließt und öffnet der Fahrradbesitzer das elektronische Schloss komfortabel über sein Smartphone. Auf dem Bildschirm des Gerätes ist es möglich, die Kette abzuschließen oder zu entsperren, sobald sich der Besitzer in der Nähe des Fahrrads befindet. Die meisten elektronischen Fahrradschlösser wie beispielsweise das Modell NX1448-944 von Semptec besitzen außerdem einen akustischen Alarm, der bei Manipulationsversuchen den Dieb in die Flucht schlägt. Die elektronischen Fahrradschlösser bieten also einige Vorteile, die die Konkurrenz nicht hat. Doch sollte der Besitzer eines solchen Schließsystems eines nicht vergessen: Handys können gehackt werden. In einem solchen Fall ist die Erfassung des Schloss-Codes für die Cyber-Kriminellen ein Kinderspiel. Elektronische Sperrsysteme funktionieren mittels einer Batterie, die der Verbraucher periodisch auflädt. Wer sich für ein elektronisches Schließsystem entscheidet, muss somit die regelmäßige Wartung des Schließgerätes in Kauf nehmen. Vor der täglichen Spazierfahrt ist eine schnelle Überprüfung des Akkus für die maximale Effizienz des Sicherheitssystems erforderlich.

Verschlussmechanismen im Vergleich
Die verschiedenen Verschlussmechanismen im Vergleich: mit Schlüssel, Zahlenkombination und elektronisch.

Die verschiedenen Sicherheitsstufen

Um Kunden präzise über die Schutzleistung eines Schlosses zu informieren, klassifizieren viele Hersteller ihre Produkte anhand einer eigenen Sicherheitsskala. Weder das Bewertungs- noch das Klassifizierungssystem sind jedoch firmenübergreifend einheitlich. Objektive Vergleiche von Produkten verschiedener Marken sind daher auf dieser Basis nicht möglich.

Im Folgenden zeigen wir dennoch die Sicherheitsskalen zweier bekannter Hersteller und schildern in Kürze die Anforderungen der jeweiligen Sicherheitsstufen:

ABUS – 15 Sicherheitsstufen

Level 1-5Geringes Risiko – Das Fahrrad kann zwischen 30 Minuten und einer Stunde an einem belebten Ort unbeaufsichtigt stehen. Preis des Fahrrades: unter 100 Euro.Level 5-10Mittleres Risiko – Das Fahrrad kann zwischen einer und vier Stunden unbeaufsichtigt bleiben. Der Ort ist wenig bewohnt. Preis des Fahrrades: zwischen 100 und 400 Euro.Level 10-15Hohes Risiko – Das Fahrrad kann mehr als vier Stunden an einem unbelebten Ort stehen. Preis des Fahrrads: mehr als 400 Euro.

Kryptonite – 10 Sicherheitsstufen

Level 1-3Das Schloss bietet in ländlichen Gebieten ausreichenden Schutz. In einer Großstadt sollte es jedoch nur für kurze Zeitfenster verwendet werden.Level 4-6Das Schloss eignet sich lediglich für Dörfer und Kleinstädte. Wenig geeignet für Orte mit großstädtischen Kriminalitätsraten.Level 7-8Das Schloss eignet sich für Großstädte. Das empfohlene Nutzungs-Zeitfenster liegt bei maximal vier Stunden.Level 9-10Das Schloss bietet einen sehr guten Schutz und eignet sich auch für Städte mit hoher Kriminalitätsrate.

Die VdS-Zertifizierung

Die Sicherheitsskalen der jeweiligen Hersteller haben nur wenig objektive Aussagekraft. Die sogenannte VdS-Zertifizierung stellt hingegen ein gewichtiges Qualitätsurteil dar. Anhand spezieller Richtlinien evaluiert das unabhängige Sicherheitsunternehmen VdSVertrauen durch Sicherheit die verschiedenen Modelle und prüft ihre Belastbarkeit unter Berücksichtigung verschiedener Aufbruchsmethoden. Besonders zuverlässige Fahrradschlösser erhalten das begehrte VdS-Prüfsiegel.

VdS – Vertrauen durch Sicherheit
Die VdS Schadenverhütung GmbH ist in Köln ansässig und seit 1997 in der Sicherheitsbranche tätig. Die Schwerpunkte ihrer Aktivität betreffen den Brandschutz, die Sicherheitssysteme gegen Diebstähle und Naturgefahrenpräventionen.

Wer hat Fahrradschlösser getestet?

Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Fahrradschloss-Vergleich. Wir haben die vorgestellten Produkte keinem Test unterzogen.

Im Mai 2019 veröffentlichte die Stiftung Warentest einen ausführlichen Test mit 20 Fahrradschlössern zwischen 35 und 128 Euro, darunter Bügelschlösser, Kettenschlösser und Faltschlösser. Das Testergebnis: Fünf gute Schlösser sind bereits ab 36 Euro erhältlich. Allerdings sind mehrere Testmodelle nur wenig aufbruchssicher oder gar mit Schadstoffen belastet. Sichere Schlösser sind also nicht leicht zu finden; für gewöhnlich handelt es sich dabei um echte Schwergewichte.

Getestet wurden die Fahrradschlösser in erster Linie in puncto Aufbruchsicherheit, aber auch im Hinblick auf ihre Handhabung, Haltbarkeit und Schadstoffbelastung. Bei den Bügelschlössern wurde das Testmodell Abus Granit Xplus 540/160HB230+EaZy KF für 84 Euro mit der Testnote 1,6 („Gut“) zum Testsieger gekürt. Auf Platz zwei landete das einzige andere „gute“ Testprodukt, nämlich das Decathlon B’Twin 940 für gerade einmal 36 Euro (Testnote 2,0). Dritter wurde das Kryptonite New York Lock LS für stolze 93,50 Euro mit der Testnote 2,6 („Befriedigend“).

Unter den Faltschlössern holte das Abus Bordo Granit XPlus 6500/110 black SH für 105 Euro mit der Testnote 1,9 („Gut“) den Testsieg. Weit darunter auf Platz zwei landete ein weiteres Testmodell der Marke Abus, das Bordo Combo 6100/90 black SH für 70,50 Euro (Testnote 2,9, „Befriedigend“), dicht gefolgt vom Axa Fold Pro 100 für 71 Euro (Testnote 3,0).

Die Kettenschlösser bieten gleich zwei Testsieger mit der Testnote 2,0 („Gut“): das Abus CityChain 1010/110 black für 95 Euro und das Kryptonite Kryptolok 990 Combo Integrated Chain für 75,50 Euro.

Auch ÖKO-TEST führte im Jahr 2013 einen Test mit 12 Fahrradschlössern durch. Das Testfazit: Alle drei Bügelschlösser sowie zwei Kettenschlösser überzeugten die Tester. Die anderen Testmodelle zeigten zu viele Schwächen.


Teaserbild: © RAM / stock.adobe.com | Abb. 1–2: © Warenberater