Systemkameras-Kaufberatung
So wählen Sie das richtige Produkt

  • Das Wichtigste in Kürze
  • Spiegellose Systemkameras bieten ähnliche Möglichkeiten wie Spiegelreflexkameras, sie sind aber deutlich kompakter und leichter.
  • Von der Bildqualität, den Einstellungsmöglichkeiten und der Funktionsvielfalt her haben moderne Systemkameras klar zu den Spiegelreflexkameras aufgeschlossen.
  • Qualitativ hochwertige Systemkameras spielen auch preislich in derselben Liga wie Spiegelreflexkameras.
  • Sogar für Videoaufnahmen sind Systemkameras inzwischen bestens geeignet.

Was zeichnet Systemkameras aus?

Eine typische Systemkamera.

Seit einigen Jahren zeichnet sich auf dem Markt für Kameras eine Trendwende ab. Standen zuvor hauptsächlich Spiegelreflexkameras im Fokus und auch in der Gunst der Fotografen ganz oben, sind ab etwa 2008 die Systemkameras in den Vordergrund gerückt. Bis heute sind immer wieder neue Techniken und Funktionen integriert worden, die Systemkameras auf Augenhöhe mit den Spiegelreflexkameras bringen. Mittlerweile erhalten Verbraucher mit Kameras dieser Art eine ausgezeichnete Bildqualität in einem vergleichsweise kompakten Gehäuse.

Spiegellose Systemkamera versus Spiegelreflexkamera

Spiegellose Systemkameras (DSLMs, digital single lens mirrorless) sind die Zukunft der Digitalfotografie. Da der Sensor das Bild direkt zu einem Bildschirm beziehungsweise Sucher überträgt, ist bei digitalen Kameras die aufwendige Spiegelmechanik im Grunde nicht mehr nötig. DSLMs verfügen in der Regel genauso wie Spiegelreflexkameras über einen hochwertigen APS-C- oder Micro-Four-Thirds-Sensor. Auch spiegellose Vollformatkameras wie die Geräte der EOS-R-Serie von Canon sind erhältlich. Somit stehen Systemkameras klassischen Spiegelreflexkameras im Hinblick auf die Bildqualität in nichts mehr nach. Das macht die günstigeren Systemkameras interessant für Hobby-Fotografen. Steigen sie etwa von einer Kompaktkamera auf eine Systemkamera um, können Interessierte einen ähnlichen Zuwachs an Qualität und Funktionalität wie bei einer Spiegelreflexkamera erwarten

Systemkameras sind kleiner und leichter als vergleichbare Spiegelreflexkameras. Anders als diese haben sie keinen optischen, sondern einen elektronischen Sucher. Dieser hat den Vorteil, dass er sozusagen als Live-Vorschau auf das Foto funktioniert. Das Sucherbild entspricht exakt dem Bild, das auf den Sensor gebannt wird. Da die Wahl des Bildausschnitts aber immer über den elektronischen Sucher oder über das Display erfolgt, benötigen die Spiegellosen vergleichsweise viel Strom und haben kürzere Akkulaufzeiten als Spiegelreflexkameras.

Die Spiegelreflexkamera hingegen gilt weiterhin als der Klassiker für Profis schlechthin. Lange Zeit war klar: Ernsthaftes Fotografieren geht nur damit. Daher sind die Spiegelreflexkamera-Systeme der Hersteller auch gut ausgebaut, Kunden haben die Auswahl aus einer Vielzahl von hochwertigen Objektiven. Da sich eine Spiegelreflexkamera durch umfangreiche manuelle Einstellungsoptionen auszeichnet, sind Fotografen damit bestens für die unterschiedlichsten Situationen und Motive gewappnet.

Spiegelreflexkameras sind aber auch groß und schwer. Zudem verursacht die Spiegelmechanik ein lautes Auslösegeräusch und leichte Vibrationen – Ersteres ist ein Problem, wenn man unauffällig fotografieren möchte, Letzteres erhöht bei längeren Belichtungszeiten die Wahrscheinlichkeit verwackelter Bilder.

Auf einen Blick: Systemkameras und Spiegelreflexkameras im direkten Vergleich

Die wesentlichen Vorteile von Systemkameras:

  • Geringes Gewicht und kompakte Bauform
  • Live-Vorschau im elektronischen Sucher
  • Sehr leises Auslösegeräusch
  • Keine Vibrationen durch Spiegelschlag

Die wesentlichen Vorteile von Spiegelreflexkameras:

  • Große Vielfalt von Objektiven, auch gebraucht
  • Optische Sucher ohne die geringste Verzögerung
  • Längere Akkulaufzeiten

Die wichtigsten Funktionen und Ausstattungsmerkmale

Die Funktionen und die Ausstattungsmerkmale sind die wesentlichen Faktoren für die Kaufentscheidung. Wir haben die wichtigsten Entscheidungsgrundlagen für den Kauf einer spiegellosen Systemkamera zusammengefasst:

Auslöseverzögerung

Während manch eine Kompaktkamera eine Auslöseverzögerung von über einer Sekunde aufweist, beträgt diese bei den meisten Systemkameras weniger als 0,3 Sekunden. Das liegt nicht zuletzt an der Unterstützung durch einen präzisen Autofokus. Dank dieser minimalen Auslöseverzögerung erfassen Nutzer damit auch bewegte und vor allem unerwartete Motive – wie zum Beispiel Tiere oder Sportler – sowohl zielsicher als auch scharf.

Lichtempfindlichkeit

Fotografieren Sie häufig bei schlechten Lichtbedingungen? Dann sollten Sie darauf achten, dass der in der Systemkamera verbaute Bildsensor über eine hohe Lichtempfindlichkeit verfügt. Je lichtempfindlicher ein Bildsensor ist, desto besser können Sie dunkle Motive erfassen und mit schlechten Lichtbedingungen umgehen. So können Nutzer auf lange Belichtungszeiten verzichten und verhindern erfolgreich Verwacklungen.

Manuelle Einstellungsmöglichkeiten

Eine Belichtungsautomatik ist bequem und explizit darauf ausgelegt, mit den Gegebenheiten in jeder Situation zurechtzukommen. Allerdings kann sich eine Kamera nicht gezielt an Ihre individuellen Vorlieben anpassen. Da die Belichtungsautomatik darauf ausgelegt ist, Fotos mit durchschnittlicher Helligkeit zu erzeugen, kommt sie auch nicht mit insgesamt sehr hellen oder sehr dunklen Motiven zurecht: Sowohl die schwarze Katze im Kohlekeller als auch der weiße Hase im Schnee ergeben ein graugetöntes Bild. Daher ist es wichtig, dass eine Systemkamera manuelle Einstellmöglichkeiten bietet.

Sucher

Aufnahmeeinstellungen können immer über das Kameradisplay beurteilt werden. Eine richtige Bewertung ist allerdings  gerade bei grellem Tageslicht äußerst schwierig. Höherwertige Systemkameras haben daher nicht nur ein Display, sondern auch einen elektronischen Sucher. Bei manchen Modellen ist der Sucher ein optionales Zubehörteil. Genauso wie das Display – und anders als der optische Sucher einer Spiegelreflexkamera – ermöglicht er mit Bildern direkt vom Sensor eine Live-Vorschau der Aufnahmen.

RAW-Format

Nutzer sollten darauf achten, dass ihre Wunsch-Systemkamera Aufnahmen im RAW-Format erlaubt. Dieses häufig als digitales Negativ bezeichnete Format gehört zum Standard einer hochwertigen Kamera, denn das Format bietet ideale Voraussetzungen für eine nachträgliche Bildbearbeitung mit Programmen wie Photoshop oder Lightroom. Dabei bleiben alle erfassten Bilddaten vollständig erhalten; im Gegensatz zu JPEG speichert das RAW-Format die Daten also ohne Komprimierung.

Belichtungsreihen

Dies ist eine wichtige Funktion, um ein Motiv auch bei komplexen Beleuchtungssituationen in das richtige Licht zu rücken. Dabei werden mehrere Bilder hintereinander mit jeweils unterschiedlichen Belichtungswerten aufgenommen. Nutzer müssen dann nur noch das passende Ergebnis auswählen. Alternativ können sie die einzelnen Fotos zu einem HDR-Bild zusammenfügen.

Der Sensor ist der erfolgskritische Faktor schlechthin

Um eine gute Bildqualität zu erzielen, benötigen Sie einen hochwertigen Bildsensor. Wie wichtig der Sensor ist, wird gerade in Extremsituationen deutlich. So sorgt ein leistungsstarker, großer Bildsensor etwa für rauschfreie Bilder auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Bei Systemkameras haben Sie mehrere Sensorgrößen zur Auswahl.

Die wesentliche Erkenntnis dabei: Es kommt bei Sensoren tatsächlich immer auf die Größe an. So können zum Beispiel kleine Smartphone-Sensoren nur schwerlich mit den größeren Modellen in DSLM-Systemen mithalten. Der Grund ist simpel: Je größer ein Bildsensor ist, desto mehr Bildinformationen und Licht erfasst er. Somit können Nutzer die Leistung immer anhand der Größe abschätzen.

Übliche Sensorgrößen

Bei Sensoren für spiegellose Systemkameras haben sich ein paar übliche Größen durchgesetzt. Am verbreitetsten sind die Folgenden:

  • Micro Four Thirds (MFT): 17,3 mal 13,0 Millimeter
  • APS-C: 22,2 mal 14,8 Millimeter
  • Vollformat: 36,0 mal 24,0 Millimeter

Zum Vergleich: Ein typischer Bildsensor eines Smartphones hat eine Größe von 4,9 mal 3,7 Millimetern.

Um Ihnen die Entscheidung für oder gegen einen Bildsensor zu erleichtern, skizzieren wir im Folgenden die jeweiligen Eigenschaften und zeigen die relevanten Stärken auf:

Micro-Four-Thirds-Sensor

Bildsensoren dieser Art sind kleiner und kostengünstiger als die meisten anderen Bildsensoren, die bei Systemkameras verwendet werden. Laut Expertenmeinung wird diese Sensorgröße zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen. Allerdings weisen Micro-Four-Thirds-Sensoren auch einen entscheidenden Nachteil auf: Die Fotos zeigen bei schlechten Lichtverhältnissen etwas mehr Bildrauschen als die Fotos von APS-C-Kameras.

APS-C Sensor

Wenn sich Verbraucher für diese Variante entscheiden, setzen sie auf die Sensoren mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Je nach Hersteller und Modell kann die Größe der Sensoren variieren, die Vorteile bleiben aber dieselben: Sie erhalten ein preiswertes Equipment, das– auch bei wenig Licht – eine hohe Bildqualität garantiert.

Vollformat-Sensor

Für Profis und ambitionierte Hobby-Fotografen führt kein Weg an einem Vollformat-Sensor vorbei. Der große Bildsensor ist sehr leistungsstark: Beste Lichtempfindlichkeit, kaum Rauschen sowie eine geringe Schärfentiefe sind Garanten für hochwertige Fotos. Nutzer erhalten mit einem Vollformat-Sensor das Beste vom Besten. Allerdings müssen sie für einen solchen Bildsensor tiefer in die Tasche greifen. Hier gilt Qualität hat ihren Preis.

Vorteile durch kompakte Abmessungen und ein geringes Gewicht

Systemkameras haben eine kompaktere Bauform als Spiegelreflexkameras. Das liegt vor allem am Fehlen eines Spiegels. Zudem wiegen sie weniger. Die kompakten Abmessungen und das vergleichsweise geringe Gewicht führen zu wesentlichen Vorteilen. Nutzer können gerade auf längeren Touren, auf Reisen oder im Urlaub eine Systemkamera leichter transportieren. Steigern können sie diesen Effekt zusätzlich, wenn sie lediglich ein leichtes und kleines Objektiv mitnehmen.

Im Ganzen ist eine Systemkamera weitaus unauffälliger als eine Spiegelreflexkamera. Das allein ist zwar noch kein entscheidendes Kriterium, aber es gibt immer wieder fotografische Situationen, in denen diese Unauffälligkeit für die besten Motive sorgt. So werden Nutzer etwa in der Street-Fotografie oder auf Veranstaltungen, wie zum Beispiel auf einem Geburtstag, einer Hochzeit oder einem Familientreffen, nicht schnell als Fotograf erkannt. Dadurch verhalten sich die Menschen in der Umgebung natürlicher und sind nicht vorwiegend damit beschäftigt, die eigene Schokoladenseite zu präsentieren.

Allerdings beziehen sich diese Vorteile eher auf die Verwendung im privaten Rahmen. Im professionellen Umfeld wird die Unauffälligkeit von spiegellosen Systemkameras eher kritisch betrachtet, denn die Kunden eines Fotografen nehmen kleine Kameras oft nicht als professionelle Werkzeuge wahr. Eine Spiegelreflexkamera hat noch deutliche Vorteile im Hinblick auf die Reputation, wenngleich Systemkameras bei professionellen Anwendungen immer häufiger zum Einsatz kommen.

Wenn die Fotoausrüstung schwer wiegt

Der Gewichtsvorteil von spiegellosen Systemkameras wird durch das restliche mitgeführte Equipment relativiert. Vor allem schwerere Objektiv-Lösungen von Drittanbietern oder Objektive für Spiegelreflexkameras erhöhen das Gewicht. Für letztere Variante benötigen Sie zudem einen Adapter, um das Objektiv mit Ihrer Kamera verwenden zu können. Auch Wechselakkus und möglicherweise ein Stativ zählen in der Regel zum mitgeführten Inventar. Lassen Sie sich daher nicht von einer kompakten Größe täuschen. In Anbetracht des Equipments können Nutzer nur selten wirklich vom kompakten Korpus und vom geringen Gewicht einer Systemkamera profitieren. Wenn das Gewicht und die Abmessungen das entscheidende Kaufkriterium für Sie sind, könnte eine Kompaktkamera das Richtige sein. Diese Fotoapparate sind noch einmal deutlich kleiner und leichter als Systemkameras.

Spiegellose Systemkameras mit und ohne Sucher

Bei Systemkameras können Sie zwischen verschiedenen Bauformen wählen. Zur Auswahl stehen zum einen die etwas größeren Modelle, die mit einem Sucher ausgestattet sind. Diese Varianten liegen ausgesprochen gut in der Hand und orientieren sich von der Bauform her stark an Spiegelreflexkameras, sind aber kleiner. Wenn Sie von einer Spiegelreflexkamera auf eine Systemkamera umsteigen möchten, stellt diese Variante eine erstklassige Lösung dar. Trotzdem sollten Sie in einem solchen Fall immer eine Gewöhnungsphase einkalkulieren.

Mann mit Kamera

Zum anderen haben die Hersteller sehr kleine Modelle ohne Sucher oder mit optionalem Sucher auf den Markt gebracht. Kameras dieser Art erinnern nahezu überhaupt nicht mehr an eine klassische Spiegelreflexkamera. Vielmehr sind diese kleinen Modelle kaum von Kompaktkameras zu unterscheiden.

Ob Sie sich für eine größere Systemkamera mit integriertem Sucher oder für ein Modell ohne Sucher entscheiden, hängt immer vom Nutzungsszenario ab. Für ambitionierte Fotografen stellt ein Modell mit Sucher die bessere Wahl dar. Das bewusste Erlebnis beim Fotografieren ist mit dieser Art von Systemkameras ungleich höher als bei den kompakten Kameralösungen, die lediglich das Display für die Bildkomposition nutzen.

Kommt die Kamera hingegen nur sporadisch zum Einsatz und beschränkt sich die Fotografie auf das Aufnehmen von Familienfotos oder Urlaubserinnerungen, treffen Sie mit einer kleinen Systemkamera ohne Sucher eine vortreffliche Wahl. Sie ist fast so klein wie eine Kompaktkamera und kann bequem in der Hand- oder Manteltasche mitgeführt werden, liefert aber eine deutlich bessere Bildqualität.

Der elektronische Sucher erhöht den Komfort

Ein elektronischer Sucher (Electronic View Finder, kurz EVF) funktioniert ganz anders als der analoge Sucher einer Spiegelreflexkamera. Im Grunde erzeugt der elektronische Sucher ein digitales Abbild, ähnlich wie das Kamera-Display. Auch wenn es immer noch kritische Stimmen im Hinblick auf diese vergleichsweise neue Technologie gibt, hat sie deutliche Vorteile Diese hängen aber stark von den zur Verfügung stehenden Funktionen ab. Bestimmte Funktionen sollte eine qualitativ hochwertige Systemkamera daher auf jeden Fall an Bord haben.

Der Zebra-Modus für präzise Belichtungen

Im Zebra-Modus markieren elektronische Sucher überbelichtete Bildbereiche. Nutzer haben so die Möglichkeit, gezielt gegensteuern, indem sie die Lichtmenge durch kürzere Belichtungszeiten, Abblenden oder einen geringeren ISO-Wert reduzieren. Die farbige Schraffur ist lediglich im Sucher sowie auf dem LCD-Display sichtbar, nicht aber auf der Aufnahme selbst.

Fehlen sollte hier auf keinen Fall die Option, den angezeigten Helligkeitsbereich nach den eigenen Vorlieben einzustellen. Neben der Angabe eines Prozentwertes können die jeweiligen Werte je nach Modell auch durch eine einfache Zahl angezeigt werden. Manchmal wird der Helligkeitsbereich zusätzlich mit der Maßeinheit IRE (Institute of Radio Engineers) gekennzeichnet.

Weißabgleich gegen Farbstich

Systemkamera Einstellungen

Auch der Weißabgleich stellt ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Auswahl der passenden Systemkamera dar. Schließlich sorgt er dafür, dass sich die Kamera exakt auf die jeweils vorliegende Farbtemperatur des Lichtes sensibilisiert. So werden Aufnahmen in Innenräumen bei künstlicher Beleuchtung nicht gelbstichig und an wolkenlosen Sonnentagen wirken die Bilder nicht kalt. Im EVF können Nutzer analog zur Belichtung die Auswirkungen des Weißabgleichs sehen. Dies gibt ihnen die Möglichkeit, die Darstellung der Farben explizit nach ihren Wünschen zu realisieren.

Fokus Peaking: Für manuelle Einstellungen eine echte Trumpfkarte

Falls Sie sich nicht auf die automatischen Einstellungsoptionen verlassen möchten und stattdessen lieber selbst Hand anlegen, sollten Sie bei der Auswahl der passenden Systemkamera auf das Fokus-Peaking achten. Hierbei handelt es sich um eine Fokussierungshilfe, die scharf gestellte Bildbereiche im Sucher mittels einer auffälligen Farbgebung hervorhebt. So können Sie exakt erkennen, worauf Sie scharf gestellt haben. Auch ältere Objektive ohne Autofokus lassen sich so bequem verwenden.

Kritik am elektronischen Sucher
Akkus

Bei allen Vorteilen hat ein elektronischer Sucher auch einige Nachteile. Vor allem verbraucht er relativ viel Strom. Das wirkt sich besonders auf längeren Touren aus. Deshalb sollten Sie stets genügend Ersatzakkus dabeihaben. Zum Vergleich: Die in Spiegelreflexkameras verwendeten optischen Sucher verbrauchen überhaupt keinen Strom.

Manche Fotografen nehmen den Blick durch den optischen Sucher der Spiegelreflexkamera als angenehmer und natürlicher wahr. Auch wenn es sich hierbei um subjektive Einschätzungen handelt, ist es in der Tat so, dass die Technologie in den Systemkameras Nachteile aufweist, denn gerade bei intensiven und längeren Shootings wirken elektronische Sucher mitunter ermüdend auf das menschliche Auge. Schließlich schauen Nutzer hier ebenfalls nur auf ein digitales Display.

Zusätzlich zur Belastung der Augen kommt es gerade bei älteren Modellen oder qualitativ nicht so hochwertigen elektronischen Suchern manchmal zu Schlieren im Bild sowie zu Verzögerungen. Bei modernen Modellen mit entsprechender Qualität tritt dieses Problem aber nicht mehr auf.

Kontrast-, Phasen- und Hybrid-Autofocus

Der Autofokus (AF) fungiert oftmals als Zünglein an der Waage hinsichtlich der Qualität einer Kamera. Beim Fokussieren kommen zwei unterschiedliche Techniken zum Einsatz.

Der Phasendetektions-AF hat den Vorteil, dass er sogar bei schlechten oder ungünstigen Wetterbedingungen zuverlässig arbeitet. Zudem ist er sehr schnell. Aufgrund dieser Merkmale kommt der Phasen-AF bereits seit Jahren auch bei Spiegelreflexkameras zum Einsatz.

Der Kontrast-AF ist hingegen präziser. Das geht allerdings spürbar zu Lasten der Geschwindigkeit. Außerdem ist das Fokussieren bei wenig Licht schwierig und funktioniert nicht immer wie gewünscht.

Vor Jahren noch wiesen Systemkameras in Bezug auf den Autofokus deutliche Nachteile gegenüber Spiegelreflexkameras auf, da zu der Zeit ausschließlich der Kontrast-AF verwendet wurde. Dieser Nachteil äußerte sich durch eine erheblich langsamere Geschwindigkeit beim Fokussieren. Mittlerweile nutzen die spiegellosen Systemkameras hybride AF-Systeme. Zudem werden in vielen Systemkameras mittlerweile auch der Phasen-AF genutzt. Qualitativ hochwertige und technologisch moderne Systemkameras zeichnen sich dadurch aus, dass sie beide Möglichkeiten zur Fokussierung im Portfolio haben. Man spricht von einem Hybrid-AF. Dadurch ist der früher bestehende Geschwindigkeitsnachteil gegenüber den Spiegelreflexkameras jetzt ausgeglichen.

Serienbildgeschwindigkeit: Systemkameras haben enorm aufgeholt

Dass es gerade die jüngeren Entwicklungen und Innovationen sind, die Systemkameras zu einem neuen Höhenflug verholfen haben, wird im Hinblick auf die Seriengeschwindigkeit deutlich. Wer früher – etwa als professioneller Sport- oder Wildlife-Fotograf – auf eine Kamera angewiesen war, die viele Bilder hintereinander schießt, hat sich grundsätzlich für eine hochwertige Spiegelreflexkamera entschieden. Systemkameras waren aufgrund ihrer Technologie dazu nur bedingt in der Lage.

Mittlerweile haben sich Systemkameras auch hinsichtlich der Serienbildgeschwindigkeit professionalisiert. Die hohe Serienbildgeschwindigkeit, mit denen die Hersteller werben, erreichen viele Kameras allerdings nur im JPEG-Modus. Wenn sie unkomprimierte RAW-Dateien speichern, arbeiten sie deutlich langsamer.

Kombination aus elektronischem und mechanischem Verschluss

Spiegellose Systemkameras setzen auf eine Kombination aus elektronischem und mechanischem Verschluss. Dadurch bieten sie sehr kurze Belichtungszeiten. Aktuell sind Zeiten von etwa 1/16.000 Sekunde realisierbar. Dieser Wert wird sich zukünftig weiter verbessern.

Wenn Fotografen zum Beispiel Porträtfotos aufnehmen möchten, sollten sie sich für ein Modell mit einer geringen Verschlusszeit entscheiden. Dank dieser Eigenschaft können sie auch dann noch mit einer Offenblende arbeiten, wenn die Sonne hell scheint. Das Bild wird trotzdem nicht überbelichtet. Kameras mit Spiegelkonstruktion können hingegen aufgrund ihrer Bauweise nicht derart schnell auslösen.

Darauf sollten Sie bei der Reinigung achten

Reinigung Sensor

Ebenso wie bei den Spiegelreflexkameras kann Staub in das Geräteinnere gelangen, wenn sie die Objektive wechseln. Dabei besteht immer die Möglichkeit, dass er sich auf dem Kamerasensor festsetzt. Ist dies der Fall, sind auf den Bildern oftmals kleine schwarze Flecken sichtbar. Das Risiko ist bei einer spiegellosen Systemkamera ungleich höher als bei der Spiegelreflex. Her schützt kein Spiegel die dahinter liegenden Sensoren vor dem Staub. Daher sollten Nutzer beim Wechseln der Objektive nicht nur besonders sorgfältig vorgehen, sondern ihre Kamera auch häufiger reinigen.

In vielen Fällen erweist sich bereits die automatische Reinigungsfunktion als hilfreich. Alternativ können Sie einen Blasebalg benutzen, um die feinen Staubkörner zu entfernen. Eine Nassreinigung sollten Sie hingegen nur in Betracht ziehen, wenn es sich um stärkere Verunreinigungen handelt.

Wer hat Systemkameras getestet?

Achtung: Hierbei handelt es sich um einen Vergleich. Wir haben die Systemkameras nicht selbst getestet.

Im Jahr 2019 testete fotoMAGAZIN 52 Systemkameras. 41 Modelle wurden mit „sehr gut“ bewertet; zwei davon erhielten das Testurteil „super“: die Sony Alpha 7R III (ILCE-7RM3) und die Panasonic Lumix DC-S1R. Beide Modelle konnten mit einer Testwertung von 90 Prozent in den Kategorien „Bildqualität“, „Geschwindigkeit“ sowie „Ausstattung und Bedienung“ punkten. Die Kameras werden dicht gefolgt von

  • der Sony Alpha 9 (ILCE-9) (89 Prozent),
  • der Canon EOS R (88 Prozent)
  •  der Nikon Z7 (88 Prozent) und
  • der Fuji GFX100 (88 Prozent),

die ebenfalls in allen Testkategorien sehr gute Ergebnisse erzielen konnten. Insgesamt tut sich insbesondere Sony in diesem Test als Hersteller hochwertiger Produkte hervor: In den Top Ten finden sich gleich vier Produkte des japanischen Elektronikkonzerns und nur eines schneidet im Test so schwach ab, dass es in den „Flop Ten“, den zehn schlechtesten Produkten des Tests, vertreten ist. Lediglich ein Modell erhielt im Test das Urteil „befriedigend“: die TL2 (Typ 5370) des deutschen Herstellers Leica (73 Prozent). In puncto Geschwindigkeit sowie Ausstattung war es mit Prozent-Wertungen im 60er-Bereich der Konkurrenz unterlegen.

Das Elektronikmagazin COMPUTER BILD unterzog 2019 insgesamt 36 Systemkameras einem Test. Zum Testsieger wurde die Z6 von Nikon mit der Testnote 1,7 gekürt. Die Qualität der erzeugten Bilder, das Tempo der Verarbeitung und die Ausstattung konnten die Tester überzeugen. Lediglich die mäßige Ausdauer bei Serien-Aufnahmen wird ihr zum Nachteil gereicht. Dicht dahinter befinden sich die Nikon Z7 (Note 1,8) und die Lumix DC-S1R (Note 1,8) von Panasonic. Beide Modelle besitzen ebenfalls eine gute Bildqualität und sind umfangreich ausgestattet. Erstere zeigte jedoch bei Serien-Aufnahmen Schwächen, während Letztere mit ihrem hohen Gewicht und ihrer langen Einschaltzeit negativ auffiel. Die rote Laterne des Tests ging an die Olympus Pen E-PL8 (Note 2,6). Diese ist zwar kompakt und hat eine hohe Bildqualität, allerdings verlieren die Aufnahmen in manchen Einstellungen an Schärfe. Zudem bietet sie keine Videos in 4K-Auflösung.


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